Romans 1

Text: Römer 1,1-7 Brief Pauli an die Römer Einleitung Der erste kostbare Teil der Schriften des Neuen Testaments enthält die Geschichte von dem Wandel des Sohnes GOttes auf Erden, von seiner Geburt an bis zu seiner Himmelfahrt; und dann was bei der Ausbreitung seiner Lehre durch das in des Geistes Kraft gepredigte Evangelium vorgekommen und wie dadurch die ersten Gemeinden Christi aus Juden und Heiden gesammelt worden sind. Sodann folgen im zweiten Hauptteil der Schriften des Neuen Testaments die Lehren und Ermahnungen der Apostel in den Briefen oder sogenannten Episteln, die teils an ganze Gemeinden teils auch an einzelne Glieder und Arbeiter derselben, teils auch so eingerichtet waren, daß sie in ganzen Gegenden von einer Gemeinde zu der andern mitgeteilt werden konnten. Bei dergleichen Briefen hatten die von dem Heiligen Geist getriebenen Männer GOttes die Absicht, entweder die Wahrheiten des Evangeliums auch Abwesenden und Unbekannten vorzutragen, und also mit ihrem Dienst noch weiter als mit ihrem Fuß zu reichen; oder aber ihr vorher mündlich abgelegtes Zeugnis nun schriftlich zu wiederholen, zu bestätigen, auf inzwischen vorgekommene Fälle zuzueignen, vor Mißbrauch und Mißdeutungen zu verwahren, und Alles, was zur Erhaltung der Liebe und Ordnung unter einander diente, darin beizutragen. Bei dem Gebrauch und Verstand dieser apostolischen Briefe, und bei der Anwendung derselben auf unsere freilich entfernten Zeiten und veränderten Umstände, tut uns nun der nämliche Geist, aus welchem sie geschrieben sind, die besten Dienste, als welcher uns die Umstände voriger Zeit in solche verwandeln lehrt, die wir jetzt noch bei uns selbst, im Anfang oder Fortgang des guten Werks in uns, antreffen, und wozu sich dann diese Lehren und Ermahnungen der Apostel gar wohl schicken werden. Nach der jetzigen Ordnung, in welcher wir die apostolischen Briefe haben, steht der An die Römer voran. Diesen Brief hörte einst eine blinde Weibsperson in etlichen Versammlungs = Stunden unter gemeinschaftlicher Anrufung GOttes vortragen, und in seinem Zusammenhang auf das Herz anwenden, und konnte dann unter des guten Geistes Augenleitung ihren daraus gefaßten Sinn und Grund einer andern Person in die Feder diktieren, mit folgenden Worten: Nach den drei ersten Kapiteln erkenne ich, daß ich eine Sünderin bin, und daß der Grund alles Bösen in mir liegt. Ich gebe mich Alles schuldig; und wende mich zu dem vorgestellten Gnadenstuhl, schreie um Gnade und Vergebung der Sünden, ergreife das Wort, und glaube an Den, der die Gottlosen gerecht macht. Deswegen heißt Er ein Gnadenstuhl, weil ich da die Gewißheit der Vergebung der Sünden bekomme, und mit der Vergebung bietet Er mir die Gerechtigkeit, die vor GOtt gilt, an. Nach dem vierten Kapitel glaube ich wider meine Vernunft, wie Abraham, ob, er wohl einen erstorbenen Leib hatte. Nach dem fünften ist mir das ganze Vaterherz GOttes aufgeschlossen. Nach dem sechsten muß ich mich täglich und stündlich erneuern durch die Kraft der Auferstehung Christi, und wie ich zuvor meine Glieder zum Dienst der Ungerechtigkeit begeben habe, selbige nun zum Dienst der Gerechtigkeit begeben. Nach dem siebenten habe ich erkannt, was das Gesetz sei; nun aber macht mich die Gnade frei vom Gesetz: sobald ich unter der Gnade bin, so kann mich das Gesetz nimmer verdammen. Ja ich finde ein anderes Gesetz in mir, daß ich möchte mit meinem ganzen Herzen GOtt ungezwungen dienen. Das achte Kapitel enthält die Versiegelung mit dem Geist, daß ich weiß der Geist habe nunmehr die Herrschaft über das Fleisch. Da kann ich sagen: So ist nun keine Verdammnis mehr an denen, die in Christo JEsu sind. Aus dem neunten, zehnten und elften Kapitel erkenne ich, daß alle eigene Gerechtigkeit fallen muß, und daß ich mich an die freie Gnade halten muß, womit GOtt den Heiden entgegen gekommen ist, nachdem das ganze Judentum durch eigenen Sinn und Gerechtigkeit sich deren selbst verlustig gemacht hat. Insbesondere stärkt mich das zehnte Kapitel; da sehe ich, mein Glaube müsse gegründet werden auf das Wort GOttes, das ich im Gebet gefaßt: denn wer den Namen des HErrn anrufen wird, soll selig werden. Mein Glaube muß gegründet bleiben auf die Gerechtigkeit JEsu Christi. Wenn ich heute gerecht worden bin, und morgen wieder Fehler mache, so fällt doch die Gerechtigkeit nicht; sondern ich eile im Vertrauen wieder zu meinem Heiland, der solche ausgelöscht weil Er durch sein Blut eine ewige Erlösung erworben hat. Daraus erkenne ich, daß ich den Willen meines Vaters tue. Sein Wille ist, daß ich glaube an seinen Sohn und wer an Den glaubt, der hat Beide, den Vater und den Sohn. Nach diesem Grund des Glaubens folgt nun kraft des zwölften, dreizehnten, vierzehnten und fünfzehnten Kapitels erst das Tun des Willens GOttes. Wenn ich bei diesen elf Kapiteln zuerst recht in den Glauben und Erkenntnis JEsu und des Vaters geführt worden bin, da bin ich hernach von selbst willig, mich GOtt aufzuopfern mit Allem was ich habe, bin und kann. Nach dem dreizehnten Kapitel übe ich Gehorsam gegen die Vorgesetzten. Nach dem vierzehnten und fünfzehnten Geduld gegen alle Menschen, und darf nicht richten weder den Starken noch den Schwachen. Der Schwache tut den guten Willen GOttes, der Starke den vollkommenen. Wenn ich stark bin, und kann sagen: im HErrn habe ich Gerechtigkeit und Stärke, lasse mich aber dabei herunter nach dem Schwachen, und tue um seinetwillen, was ich sonst nicht gern täte, so tue ich den wohlgefälligen, aber auch vollkommenen Willen GOttes. Sobald ich glaube, habe ich Alles, und kann sagen: ich lebe nicht mir, sondern dem HErrn, der mich erkauft hat, und weil ich weiß, daß ich im HErrn bin, so kann ich, wenn Er mich heute heißt hingehen, willig hingehen. Er bedeckt meine Fehler, und sieht nur meinen ganzen Willen an. Dies Exempel soll jeden von uns reizen, auch in unserer Zeit aus einem Brief der Apostel, einen seinen Umständen gemäßen Glaubensgrund zu fassen, und ihn auch ohne entlehnte Worte nach seines Herzens Zustand in Ausdruck zu bringen. Text: Römer 1,1-7 Die Aufschrift des Briefs, mit dem darin eingeflochtenen herzlichen Segens Gruß. Die Briefe der Apostel haben insgemein so fröhliche Eingänge, denen man die Fülle des Geistes anspüren kann, aus welcher Alles geflossen ist. Mit Vertrauen zu GOtt durch Christum haben sie zu Allem die Lenden ihres Gemüts umgürtet, und das mit Freuden angegriffen, wozu sie der Welt GOtt in ihrem Amt beschieden hatte. Ein geschwinder Beruf hat Paulum zum Apostel gemacht, und dasjenige, wozu er von Mutterleib am ausgesondert ward, eröffnet woher er denn auch sein Recht zu Allem was sein Amt Gutes mit sich brachte, und seine Macht über alles hemmende Böse herleitet. Daß GOtt sein Heil durch das Evangelium bis an der Welt Ende wollte kund machen das ist in den Schriften des Alten Testaments verheißen worden: Und das Zeugnis von seinem Sohn, oder, daß JEsus Christus GOttes Sohn sei, ist der Kern vom Evangelium. Der Sohn hatte eine Herrlichkeit bei dem Vater, ehe denn die Welt war. Durch seine Erniedrigung wurde sie unter das Fleisch verdeckt, nach seiner Auferstehung aber ist sie entdeckt, und auch zum Glaubensvorhalt für Alle erweislich gemacht worden. Wo man das mit Demut anhört und befolgt was von GOttes und Christi wegen an uns gebracht wird, da wird der Gehorsam des Glaubens aufgerichtet, und bei diesem wird man gewiß mit Gnade und Friede gesegnet Text: Römer 1,8-15 In einem bedächtlichen Eingang bahnt sich Paulus noch näher den Weg zu den Herzen der Gläubigen in Rom und gibt ihnen zu ihrer Aufmunterung zu erkennen, was er für eine Freude über ihrem geistlichen Wohlstand habe, und wie lange er schon damit umgehet, ihnen auch durch persönliche Gegenwart weiter zu helfen. Mit der Ahndung der Mängel hat Paulus nachgehends nicht gar zurückgehalten. Aber den Anfang, an das Herz zu reden, hat er mit Danken über ihrer; Glauben gemacht. Selbst den Umstand hat er nicht unberührt gelassen, was das Reich GOttes für Vorteil daraus ziehe, wenn das Christentum in einer namhaften Stadt, auf welche Vieler Augen gerichtet sind tiefe Wurzeln fasse. Wer GOtt dient, freut sich wenn sich auch Andere dazu aufmachen Wer GOtt im Geist dient kann mit dem Anliegen seines Herzens so in die Sache Christi hineingezogen werden daß er sich Gewinn und Verlust als sein eigen anrechnet, und in seinem Gebet sich immer Christi Begehren, immer mit Christi der Welt Ende zum Eigentum zu haben vereinigt. Wer GOtt im Geist dient, sucht mit seiner Liebe Andere nicht gerade in einen Stall zusammen zu treiben, sondern sie auch zum Dienst GOttes im Geist anzuhalten — Mit den geistlichen Gaben haben die Apostel nicht nach der Welt Art geheim gehalten, es sich nicht und ihrem Ansehen vorträglicher gehalten, wenn Andere gegen sie zurück blieben, sondern Andere möglichst zur Gemeinschaft und Gleichheit mit ihnen zu bringen gesucht. Es gibt Anfechtungen bei Zuhörern es gibt aber auch Anfechtungen bei Lehrern, die können durch gemeinschaftlichen Trost gehoben werden; und das ist nichts Geringes. GOtt kann in den Mund der Kinder und Säuglinge eine Macht legen, daß sie uns mit ihrem Glauben aufrichten können. — Mißtrauen, Argwohn kann viel Segen verschlagen den man von einander haben könnte: darum sind die Apostel hin und wieder so geschäftig, Vertrauen zu erwecken und zu unterhalten. Inzwischen behauptet GOtt immer die Freiheit seiner Gnade darunter, daß oft auch ein gutes Vorhaben lange verhindert wird, bis wir immer demütiger erkennen lernen, wie wenig GOtt an uns gebunden sei, und uns des Geringsten, was uns GOtt zu empfangen oder auszurichten gibt, von Herzen unwert achten. Das Evangelium ist für Alle recht. Der Weise kann nicht sagen, daß er es entbehren könnte und der Unweise kann nicht sagen, daß es ihm zu hoch sei. Es beweist sich wohl an aller Menschen Gewissen. Text: Römer 1,16-18 Das Evangelium das Paulus Allen zu predigen bereit ist preist er als aller Annehmung würdig an, und das aus Gründen und Worten, die man zugleich auch für die Summa seines ganzen weiteren Vortrags ansehen kann Der Welt Unglaube und Verachtung könnte so in einen hineinwirken, daß man zur Bekenntnis des Evangeliums verzagt würde. Aber mit Vertrauen durch Christum zu GOtt bricht man durch dergleichen Scheue durch, und ist getrost darauf, daß GOtt in seinen Worten so viel Kraft als in seinen Werken beweist, und daß die Wirkung, die sein Wort zur Erweckung, Erleuchtung, Reinigung und Befriedigung eines menschlichen Gewissens hat, ein eben so großer Beweis von seiner GOtt es = Kraft ist, als was man aus den größten Werken seiner Hände abnehmen kann. Was setzt sich nur der Seligkeit eines einzigen Menschen entgegen ? Welche Bande müssen zerbrochen, welche Hindernisse gehoben, welch ein Grund muß gelegt werden, bis es heißt, einen Menschen selig machen ? Und alle diese Wohltat des Evangeliums fiele dahin, wenn es nicht auch dem Menschen den Glauben erleichterte, und durch sein göttliches Licht auch das Herz zum Glauben neigte und zwar so, daß es sich an aller Menschen Gewissen wohl beweist, daß es den Juden und den Griechen bei dem anzufassen weiß, was mit ihm in seinem Gewissen aufgewachsen ist. Was macht denn das Evangelium zu einer solchen für alle Gewissen tauglichen GOtteskraft ? Weil GOttes Gerechtigkeit darin geoffenbart wird. Von der Gerechtigkeit GOttes kommt viel in den Propheten und in den Psalmen vor; so geht auch in eines Jeden Gewissen viel darüber vor: ob ihn GOtt verstoßen und verdammen, oder begnadigen und zu sich lassen werde? Wie er es deshalb anzugreifen habe: womit man GOtt versöhnen könne? darüber schlägt es in der Menschen Gewissen herum und hinum es gibt trübe Wolken, es blickt zuweilen ein Strahl des Lichts hervor. Aber Offenbarung und entscheidendes Licht ist allein im Evangelium. — Warum heißt es aber nicht: GOttes Liebe, sei im Evangelium geoffenbart? GOttes Gerechtigkeit ist ja auch die höchste Güte und Liebe, dabei es auf Vergeben, Helfen und Erretten angesehen ist. Aber Alles, nach der Ordnung, wie es GOtt ansteht, daß Er darunter als gerecht erkannt, die Sünde verdammt, der Sünder zum Untertanwerden gedemütigt, und das Gewissen also zum Festhalten an diesem GOttesheil von allen Seiten her unterbaut werde. GOttes Liebe und Gnade anzunehmen, kann dem Menschen nicht in seine bloße Willkür gestellt werden, sondern er muß merken daß er es hierin mit GOtt als mit einem Richter zu tun hat. Diese Gerechtigkeit GOttes hat es mit dem Glauben zu tun. Der Glaube kommt mit ihr — und sie kommt mit dem Glauben zurecht. Alle sonstige Rechthaberei und Selbsthilfe lernt GOttes Gerechtigkeit nicht verstehen, viel weniger darin ruhen. Aber der Glaube merkt GOtt in seiner rettenden Gerechtigkeit, und schlägt sich mit Untertänigkeit wieder auf die Seite dessen herüber, der ihm aus der Sünde und aus der Obrigkeit der Finsternis helfen, und sein Liebesrecht an ihm behaupten will. So ist GOttes Gerechtigkeit gleich unsern ersten Eltern wieder begegnet, sie zu retten aus der unrechtmäßigen Gewalt, von welcher sie überwältigt wurden. Die Schrift, auf die sich der Apostel bezieht, ist nach Habac. 2,1.2, aus besonderer Veranlassung zu Stillung aller Zweifel, und, Niederlegung aller Widersprüche, auf einer aufgehängten Tafel zu Jedermanns Wissenschaft gebracht worden, und enthält den Kern von aller Erkenntnis GOttes deren noch die ganze Erde voll werden soll, nach V.14 dieser prophetischen Stelle. — Seine Rechtfertigung aber und Begnadigung gehörigen Orts demütig zu suchen und im Glauben anzunehmen, treibt der Apostel einen Jeden noch weiter an durch das, was er noch von der Offenbarung des göttlichen Zorns hinzutut. Also unter Einem von Beiden steht und bleibt ein Jeder, entweder unter GOttes Gerechtigkeit zum Leben, oder, unter GOttes Zorn zum Tode. Kehrst du dich nicht zu der im Evangelium geoffenbarten Gerechtigkeit GOttes, so bleibt der Zorn GOttes über dir. Weil du nun im bösen Gewissen schon so viele Vorempfindungen vom Zorn GOttes hast, weil schon so viele Schrecken des Allmächtigen in dir stecken, so versäume doch nicht, durch Offenbarung der Gerechtigkeit GOttes dem zukünftigen Zorn und dessen Offenbarung zu entfliehen, und von GOttes Liebe wieder belebt, geheilt, erquickt zu werden. Durch die Wahrheit GOttes und ihr Geschäft in seinem Gewissen könnte und sollte der Mensch zur Gerechtigkeit GOttes geleitet werden, indem sie ihm zur Erkenntnis seines Elends anhält, und ein Verlangen, daraus errettet zu werden, erweckt. Aber die Lust zur Ungerechtigkeit, die Liebe zur Finsternis hält dies Geschäft der Wahrheit auf, daß der Mensch nicht an das Licht zu kommen begehrt, und also Glauben gar ausschlägt, oder ein betrügliches Verstecken daraus machen will. Wohl dem, der unter der Gerechtigkeit GOttes vor aller Offenbarung des Zorns GOttes gesichert ist, und im Frieden GOttes ruhen kann Diesen Leitfaden behält nun der Apostel durch den ganzen Brief, so daß er Von der Rechtfertigung, wie solche bei Juden und Heiden nicht aus den Werken, sondern aus dem Glauben kommt, von Kap. 1, 19 bis Kap. 4, 25 von dem daran hangenden Leben und Seligkeit Kap. 5—8 von der Ausbreitung desselbigen über Juden und Heiden Kap. 9—11, handelt. Text: Römer 1,19-32 Die Wahrheit GOttes ist bei den Heiden so in Ungerechtigkeit aufgehalten worden, daß man ihre Gefangenschaft unter die Sünde und unter den gerechten Zorn GOttes, wie mit Händen, greifen kann Bei dieser ganzen Vorstellung ist deutlich zu: unterscheiden die Wahrheit GOttes und deren Einleuchten und Wirken in der Menschen Gewissen, das von Seiten der Menschen weit getriebene Aufhalten der Wahrheit durch Ungerechtigkeit, und der daraus entstehende viel tiefere Verfall in die größten Sünden. Ohne GOttes Offenbarung wäre mit keinem menschlichen Unterricht und Beweis bei den Menschen aufzukommen. Die menschliche Vernunft darf nicht dem Stolz bei sich hegen, als ob sie GOtt ausforschen könnte. GOtt kommt ihr entgegen und gibt sich zu fühlen und zu finden. Aber freilich will GOtt, auch nicht einmal nach der Natur, nur ein toter unkräftiger Gegenstand unserer Gedanken sein, sondern auch als, ein GOtt gepriesen werden. Wo man aber die Wahrheit nicht dahin bei sich kräftig werden läßt, da frißt die Eitelkeit und der Sinn der mit etwas groß tun will, gleich das Brauchbarste weg. Und wo den Herzensgelüsten durch keine Erkenntnis GOttes mehr Einhalt geschieht, da ist nichts anders diesem Schaden gewachsen, vielmehr kann das Weitschweifige in der menschlichen Weisheit den leidigen Funken der Fleischeslust auch helfen anblasen. Sein Recht und seine Befugnis zu strafen hat GOtt auch die Heiden durch manche unter ihnen geübte Gerichte empfinden lassen. Aber es hat freilich auch nie an Solchen gefehlt, die aus Gefallen an dergleichen unfruchtbaren Werken der Finsternis ihren Witz auf das Schmücken und Entschuldigen derselben angewendet haben. Wie die abgestandenen Christen in der letzten Zeit für ihren Rückfall in heidnischen Unglauben auch wieder mit den nämlichen heidnischen Sünden werden gestraft werden, davon siehe das bedenkliche Zeugnis 2.Tim. 3, 1—5. Welch eine Gerechtigkeit und Gnade muß das sein, die auch aus solchen Sünden zu helfen vermögend ist; welch ein Heil, das auch diesen Schaden heilt!
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